18 Fakten über die Klimakrise, die jede:r wissen sollte
Das sind die Kernaussagen des aktuellen IPCC-Berichts.
Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maßnahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken.
Eine Satz der nachhallt. Zu finden ist er im jüngsten Bericht des Weltklimarats
Seit seinem ersten Bericht im Jahr 1990 fasst der Weltklimarat kontinuierlich die wissenschaftliche Evidenz über den Klimawandel zusammen. Hunderte Forscher:innen aus der ganzen Welt arbeiten daran und veröffentlichen diese Erkenntnisse in regelmäßigen Abständen in den sogenannten
Von diesen Berichten hast du sicher schon einmal gehört.
Man kann sich das so vorstellen: Klimawissenschaftler:innen an unterschiedlichsten Universitäten und Instituten überall auf der Welt forschen zur Klimakrise. Sie »ernten« eigenständig die Früchte ihrer Forschung und veröffentlichen die Ergebnisse in ihren Studien. Der Weltklimarat sammelt diese Früchte, sortiert die faulen (sprich: fehlerbehafteten, nicht validen Daten) aus und presst daraus einen Saft (das sind die Berichte einzelner Arbeitsgruppen, die in den vergangenen Jahren nach und nach veröffentlicht wurden).
Am Ende des Berichtszyklus kochen sie diesen Saft ein und reduzieren ihn auf seine Essenz (Synthesebericht mit Kernaussagen).
Jetzt kommen die Regierungsvertreter:innen ins Spiel: Inhaltlich dürfen sie nichts an den wissenschaftlichen Fakten verändern. Doch sie haben Einfluss darauf, wie genau die einzelnen Fakten formuliert sind. Um im Bild zu bleiben: Sie fügen unserem Sirup Zucker hinzu, damit er ihnen besser schmeckt.
Diese Praxis sorgt bei jedem Bericht erneut für Kritik. So könnten doch die Diplomat:innen die IPCC-Zusammenfassungen in ihrem Sinne beschönigen und verwässern.
Doch der Vorteil dabei: Die Regierungen müssen sich mit dem aktuellen Wissensstand zur Klimakrise beschäftigen und ihn bestätigen. So kann hinterher niemand behaupten, nichts gewusst zu
Die Zusammenfassung bündelt auf 36 Seiten alles Wissen zur Klimakrise, woran nicht gerüttelt werden kann und worüber jede:r Bescheid wissen
Ich würde sogar noch weitergehen und sagen: Diese Fakten sollten heute zum Allgemeinwissen gehören. Denn sie machen den Ernst der Lage deutlich – und weisen gleichzeitig einen klaren Weg in eine lebenswerte Zukunft.
Wo wir stehen und warum wir hierhin gekommen sind
1. Die Erde heizt sich »unzweifelhaft« durch den Menschen auf
Durch das Verbrennen von (fossilen) Energieträgern und den Ausstoß von Treibhausgasen hat sich die Welt bereits um 1,1 Grad Celsius
Aber: Nicht alle Menschen auf der Welt sind gleich verantwortlich für die Erderhitzung.
2. Besonders vulnerable Menschen sind am stärksten betroffen
Die Erhitzung der Erde hatte und hat bereits massive Auswirkungen auf das Wetter,
3. Anpassung ist nur begrenzt möglich
In allen Regionen und Sektoren der Welt beginnen Menschen zunehmend damit, sich an die Auswirkungen der Klimaveränderungen – steigende Meeresspiegel, Trockenheit, Hitze – anzupassen. Doch zum einen reichen diese Bemühungen längst noch nicht aus. Zum anderen ist Anpassung nicht überall unbegrenzt möglich oder machbar. Besonders der Globale Süden braucht dafür viel größere finanzielle Unterstützung.
4. Machen wir weiter wie bisher, erhitzt sich die Erde noch in diesem Jahrhundert um mindestens 2 Grad Celsius
Es gibt immer mehr Maßnahmen, die den Ausstoß von CO2-Emissionen senken und damit die Klimakrise abmildern sollen – aber bei Weitem nicht genügend. Denn, da sind sich die Wissenschaftler:innen sicher, selbst wenn alle Länder ihre getroffenen Klimaversprechen auch einlösten, würden wir noch in diesem Jahrhundert das 1,5-Celsius-Limit überschreiten – wahrscheinlich sogar das 2-Grad-Limit. Die schlechte Nachricht: Aktuell erfüllen viele Regierungen nicht einmal ihre gegebenen Versprechen.
Was in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommt
5. Die Welt steht am Scheideweg
Werden weiterhin fossile Energieträger verbrannt, erreicht die durchschnittliche Erderhitzung sehr, sehr bald 1,5 Grad Celsius – und jedes Zehntel Grad Celsius mehr verschlimmert die Folgen der Erhitzung drastisch. Legen wir hingegen eine Vollbremsung hin und hören möglichst schnell damit auf, Dinge zu verbrennen, wird sich die Erderhitzung innerhalb der nächsten 20 Jahre merklich verlangsamen.
6. Schäden nehmen überproportional zur Erhitzung zu
Steigt die Erhitzung über 1,5 Grad Celsius, werden die Folgen viel schlimmer sein, als in bisherigen Berichten angenommen wurde. Die Erkenntnis der Forscher:innen: Schäden steigen dabei nicht proportional in gleichem Maß wie die Erhitzung, sondern um einen viel größeren Faktor. Das liegt an der komplexen Wechselwirkung der verschiedenen Folgen untereinander. Damit sind sie auch schwieriger zu bewältigen.
7. Viele Folgen der Klimakrise lassen sich nicht mehr rückgängig machen
Einige Veränderungen im Erdsystem sind schon jetzt unumkehrbar oder lassen sich nicht mehr vermeiden. Aber wir können das Ausmaß der Folgen zumindest begrenzen – indem die Verbrennung fossiler Energieträger so schnell wie möglich eingestellt wird. Je stärker sich der Planet erhitzt, desto wahrscheinlicher wird es, dass plötzliche und unumkehrbare Veränderungen eintreten.
8. Die Natur kann die vom Menschen verursachten Schäden nicht vollständig auffangen
Anpassungsstrategien des Menschen, die jetzt funktionieren, werden immer weniger effektiv, je stärker sich die Erde erhitzt. Auch die Ökosysteme der Erde können nur bis zu einem gewissen Punkt Veränderungen im Klimasystem durchstehen, bevor sie zusammenbrechen. Ein Beispiel: Bäume als Mittel gegen die Klimakrise zu pflanzen funktioniert dann nicht mehr, wenn die Bäume kein Wasser zum Wachsen haben.
9. Die Klimakrise interessiert sich nicht für das Versprechen, 2050 klimaneutral zu
Es kommt nicht darauf an, wann die Menschheit damit aufhört, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen und damit Treibhausgasemissionen wie CO2 in die Atmosphäre zu pusten. Es kommt darauf an, wie viel wir in der Zwischenzeit verbrennen. Würden wir noch alles verfeuern, was in den derzeit erschlossenen Öl- und Gasfeldern sowie Kohlerevieren eingelagert ist,
10. Das 1,5-Grad-Limit ist in der Theorie noch erreichbar, in der Praxis aber unwahrscheinlich
Um unter 1,5 Grad Celsius Erhitzung zu bleiben, müsste die gesamte Welt, alle Sektoren und Branchen, innerhalb von 30 Jahren vollständig damit aufhören, CO2 und andere Treibhausgase zu emittieren.
11. Die Erhitzung der Erde ließe sich nur begrenzt rückgängig machen
Hat sich die Erde einmal über 1,5 Grad Celsius erhitzt, könnte die Temperatur möglicherweise wieder gesenkt werden – wie das funktionieren könnte, müsste allerdings erst herausgefunden werden. Eine wichtige Bedingung ist in diesem Fall, Wege zu finden,
Wie wir gegensteuern
12. Das Zeitfenster schließt sich immer schneller
Die Klimakrise ist eine Bedrohung für alles und jede:n auf der Welt – deshalb sollte auch jede:r ein Interesse daran haben, gegenzusteuern. Die Zeit, die dafür bleibt, wird immer weniger. Um eine lebenswerte Zukunft zu sichern, braucht es noch mehr Kooperation. Alle Menschen müssen einbezogen und abgeholt werden. Regierungen, Bundesländer und Städte müssen massiv in die nachhaltige Transformation investieren.
13. Je schneller wir handeln, desto besser
Je länger Politiker:innen zögern, desto begrenzter werden die Möglichkeiten und desto teurer wird es, umzusteuern. Umgekehrt entstehen umso weniger Schäden, je mehr getan und je entschlossener dabei vorgegangen wird. Entschlossenes Handeln spart am Ende also vielleicht sogar Geld.
14. Alles wird sich ändern –
Landwirtschaft, Wohnen, Verkehr – wenn die Lebensgrundlagen auf der Erde erhalten bleiben sollen, muss sich alles ändern. Die gute Nachricht: Viele der nötigen Lösungen sowohl für die Eindämmung der Erhitzung als auch für die Anpassung an die unumgänglichen Folgen liegen bereits fertig ausgearbeitet auf dem Tisch. Die Politik muss sie nur aufgreifen.
15. Die nötigen Änderungen haben viele positive Nebeneffekte
Sauberere Luft, gesunde Flüsse, bessere Gesundheit: Viele der Maßnahmen, die im Kampf gegen die Klimakrise und für die Anpassung nötig sind, helfen ganz nebenbei dabei, auch die anderen Ziele für nachhaltige Entwicklung
16. Klimaschutz geht nicht ohne Gerechtigkeit
Sowohl die Eindämmung der Erderhitzung als auch die Anpassung an unumgängliche Folgen lassen sich leichter erreichen, wenn die nötigen Maßnahmen fair gestaltet sind und den Schwächsten geholfen wird. Ein Beispiel: Mit finanzieller Unterstützung können anderen Ländern Technologiesprünge ermöglicht werden – so können sie sich ohne den Umweg über eine CO2-intensive Wirtschaft weiterentwickeln.
17. Die Verantwortung liegt ganz klar bei den Regierungen
18. Das Geld für die nötigen Maßnahmen ist da. Es muss nur richtig eingesetzt werden
Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, muss ein Vielfaches davon investiert werden, was aktuell in Maßnahmen zur Abschwächung und Anpassung fließt. Global betrachtet wäre genügend Kapital dafür vorhanden.
Kurzum: Die Lage ist brandernst.
Daran lässt der IPCC-Bericht keinen Zweifel. Dieses Wissen sollte in jeder Diskussion über die Erderhitzung vorausgesetzt werden. Daran schließen natürlich einige Fragen an, die der Wissenschaftsbericht nicht beantwortet: Wie gehen wir mit Politiker:innen und Medienpersonen um, die von Sci-Fi-Technologien träumen, mit denen plötzlich alles wieder gut wird? Oder die die Folgen des Klimawandels herunterspielen?
Ob wir wollen oder nicht: Jetzt und in den kommenden 10 Jahren schreiben wir Geschichte. Das ist gleichzeitig die gute und die schlechte Nachricht. Denn wie diese Geschichte aussieht, ist noch offen und liegt zu großen Teilen in den Händen der Menschheit selbst.
Wenn du selbst aktiv werden möchtest, aber nicht weißt, wo du anfangen sollst, findest du in diesem Artikel eine Reihe von Möglichkeiten und Inspirationen:
Mit Illustrationen von Frauke Berger für Perspective Daily